Die HARKE, 16. Oktober 2014
Bad Rehburg, 14. Oktober 2014. Eindrücke aus Konzentrationslagern haben Jugendliche aus den Landkreisen Nienburg und Schaumburg auf die Bühne der ‚Romantik Bad Rehburg’ gebracht. Innerhalb des Veranstaltungsprogramms zur ersten Stolperstein-Verlegung in Rehburg-Loccum haben sie die Lesung in Kooperation mit der Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum konzipiert.
„Wie ist es den Rehburger Juden wohl ergangen?“ Als Henrike diese Frage stellt, sitzen die Jugendlichen bereits in langer Reihe am schwarz abgehängten Tisch. „Sieht ein bisschen aus wie das
Abendmahl“, hat jemand kurz zuvor gesagt – auch wenn es lediglich neun sind, die dort sitzen. Jeder von ihnen trägt etwas, das gelb ist. Mütze, Schal, Ohrringe oder ein Armband. „Judensterngelb“
haben sie es zuvor genannt – nicht auf abwertende Art und Weise, sondern lediglich damit jedem von ihnen klar war, worauf sie bei der Auswahl ihrer Accessoires achten sollten. Bei dem, was nach
dem Setzen in langer Reihe folgte, stand ohnehin fest, dass ihre Sympathien denjenigen gelten, die in Konzentrationslagern und Ghettos verhungerten, geschlagen und ermordet wurden.
Wie es den Rehburger Juden ergangen ist, war die Frage, mit der die Jugendlichen aus der Rehburger Wilhelm-Busch-Schule, aus der Loccumer Oberschule, dem Gymnasium Stolzenau und aus der IGS Stadthagen sich auseinander gesetzt haben. Die Recherchen des Arbeitskreises ‚Stolpersteine Rehburg-Loccum’ haben sie als erste Grundlage genommen – und erfahren, dass von allen aus dieser Stadt, die deportiert und ermordet wurden, nichts aus deren Zeit nach Rehburg bekannt ist. Wie es ihnen ergangen sein könnte – wie es ihnen vermutlich ergangen ist – haben die Schüler versucht, mit Texten zu rekonstruieren, die von Menschen in Konzentrationslagern geschrieben wurden. Hier ein Gedicht, dort ein Auszug aus den Erinnerungen eines Überlebenden, da ein Brief, den eine Mutter ihrem Kind zum Abschied schrieb, weil sie wusste, dass sie nicht lange genug leben würde, um noch einmal schreiben zu können. Leid, Trauer, Angst, manchmal auch verzagte Hoffnung, dazu Schilderungen von alltäglichen Torturen in den Lagern – was die Jugendlichen recherchiert haben, ist über 45 Minuten keineswegs leichte Kost. Die schwer wiegenden Texte haben sie aber umso eindringlicher vorgetragen. Das reichte vom Einstieg, bei dem sie in den Saal stürmten und die Namen der ermordeten Rehburg-Loccumer Juden in die Menge riefen, über das Skandieren von „Auschwitz, Warschau, Theresienstadt, Minsk“ bis zu den letzten Zeilen, wenn alle gemeinsam „Ich habe Angst, Angst, Angst…“ in den Saal hinein flüstern.
Rund 60 Besucher waren beeindruckt, hatten Fragen an die Jugendlichen und ließen sich im zweiten Teil des Abends auf ein weiteres Gespräch ein. Zu jüdischem Leben in Deutschland nach 1945
erzählte dort die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ingrid Wettberg, anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte. „Nehmen Sie uns bitte wahr!“, ist ihr abschließendes Plädoyer
gewesen - verbunden mit der Einladung, gerne auch die Gottesdienste zum Shabbat in ihrer Synagoge zu besuchen.
Dienstag, 14. Oktober 2014, 18.00 Uhr
‚Romantik Bad Rehburg’
Von dem, was den Menschen aus unserer Stadt in den Konzentrationslagern widerfahren ist, wissen wir fast nichts. Von anderen Menschen aber, die ein ähnliches Schicksal ereilte, sind Briefe und
Texte hinterlegt.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was der zwölfjährige Walter Birkenruth aus Rehburg im Ghetto Warschau womöglich erleiden musste, wie der 86-jährigen Rehburgerin Jeanette Löwenstein im Konzentrationslager Theresienstadt mitgespielt wurde und was Anna Johanna Stern angesichts des Grauens in Auschwitz gefühlt hat, haben wir Jugendliche gebeten, diese Lesung zu konzipieren.
Beispielhaft setzen sie sich mit Texten auseinander, die den Weg aus Konzentrationslagern und Ghettos gefunden haben.
Die Jugendlichen kommen aus Schulen unserer Region: aus der Wilhelm-Busch-Schule in Rehburg, der Oberschule Loccum, der IGS Stadthagen und dem Gymnasium Stolzenau. Vorbereitet wird die
Lesung innerhalb eines Seminars der Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum und gefördert durch das Niedersächsische Kultusministerium.
Im Anschluss an die Lesung wird die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ingrid Wettberg, über jüdisches Leben in Deutschland nach 1945 berichten und ist gerne bereit, in
einen Dialog mit den Jugendlichen sowie den Zuhörern zu treten.
Wiederholungen der Lesung in der ‚Romantik Bad Rehburg’ – insbesondere für interessierte Schulen – sind möglich. Kontakt über arbeitskreis@stolpersteine-rehburg-loccum.de oder
Telefon (05037)1389.
Im Vorfeld der Lesung wird am 14. Oktober, 17 Uhr, eine Führung durch die Ausstellung in der ‚Romantik Bad Rehburg’ angeboten.
Die HARKE, 11. Oktober 2014
Eine szenische Lesung mit Texten aus Konzentrationslagern unter dem Titel ‚Hier sprach ein Mensch’ bieten Jugendliche für Dienstag, den 14. Oktober, 18 Uhr, in der ‚Romantik Bad Rehburg’ an. Im Anschluss berichtet die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover über jüdisches Leben in Deutschland nach 1945.
„Ihr müsst das fühlen, was ihr da lest!“ Mit dieser grundsätzlichen Aussage ist Theaterpädagogin Christine Gleiss in die Vorbereitungen mit Jugendlichen für diese Lesung eingestiegen. An vier
Tagen haben neun Jugendliche aus vier Schulen das Programm zusammen gestellt, haben sich Texte ausgewählt und haben das Vorlesen an sich so geprobt, dass nicht nur sie, sondern auch die Zuhörer
fühlen, wovon sie vorlesen. Mit einigen szenischen Darstellungen haben sie ihre Lesung zudem gespickt.
„Es ist doch wichtig, dass nicht vergessen wird, was passiert ist – in den Konzentrationslagern und auch hier bei uns“, sagt eine der Schülerinnen. Deshalb habe sie sich zu dem Seminar in der
Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum angemeldet. Ähnliche Beweggründe haben auch die übrigen acht Jugendlichen. Das Seminar hat die Heimvolkshochschule in Kooperation mit dem Arbeitskreis
‚Stolpersteine Rehburg-Loccum’ initiiert und vorbereitet. Mittel gab es dafür vom Niedersächsischen Kultusministerium.
Bewegend sind die Texte, die die Jugendlichen vortragen. Vom Leben, vom Leid und manchmal auch von der Hoffnung, dass jene Zeit im Konzentrationslager bald ende, erzählen sie. Einen Bogen
schlagen die Jugendlichen dabei zu den Juden, die zur NS-Zeit in Rehburg-Loccum lebten – von diesen Juden, sagen sie, wüssten sie einiges aus deren Leben in dieser Stadt. Mit den Deportationen in
Ghettos und KZs ende aber das Wissen um sie. Wie es ihnen, den Juden aus Rehburg-Loccum, ergangen sein könnte, das wollen die Schüler ihren Zuhörern deutlich machen.
Im Anschluss an die Lesung wird die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ingrid Wettberg, über jüdisches Leben in Deutschland nach 1945 berichten und ist gerne bereit, sowohl
mit den Jugendlichen als auch mit den übrigen Zuhörern in einen Dialog zu treten.
Wiederholungen der Lesung in der ‚Romantik Bad Rehburg’ – insbesondere für interessierte Schulen – sind möglich. Interessierte können sich dazu über arbeitskreis@stolpersteine-rehburg-loccum.de
oder die Telefonnummer 05037/1389 erkundigen. Im Vorfeld der Lesung wird am 14. Oktober, 17 Uhr, eine Führung durch die Ausstellung ‚Sie waren Nachbarn – geflüchtet, deportiert, ermordet’ in der
‚Romantik Bad Rehburg’ angeboten. Die Lesung ist kostenlos, die Führung ebenso. Lediglich der Eintritt in die Ausstellung kostet zwei Euro. Schüler haben auch dort freien Eintritt.
Heidtorstraße 1
31547 Rehburg-Loccum
Tel.: (0174) 9139598
arbeitskreis@stolpersteine-rehburg-loccum.de
Arbeitskreis Stolpersteine Rehburg-Loccum
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„Faktencheck zur NS Zeit für Schüler“
www.ns-zeit-hannover.de
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Ehem. Synagoge Stadthagen
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