Die HARKE, 6. Oktober 2014
4. Oktober 2014. Erste Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus sind in Rehburg-Loccum verlegt und eine begleitende Ausstellung eröffnet worden. Die überlebende Jüdin
Paula Calder ist dazu mit ihrer Familie aus England angereist.
„Es hat meiner Mutter so viel bedeutet, die Hand ihrer Mutter wieder halten zu können. Zuletzt hat sie das vor 75 Jahren getan“, sagt Kurt Calder-Freundlich. Die Hand, die seine Mutter - Paula
Calder, geborene Freundlich - gehalten hat, ist die der Figur, die in der Ausstellung zu Verfolgten des Nationalsozialismus. in der „Romantik Bad Rehburg“ steht – eine Silhouette von Else
Freundlich mit dem Judenstern auf der Brust, die eine Episode aus dem Leben dieser Bad Rehburger Jüdin erzählt. Im Park der „Romantik“ steht eine weitere Silhouette – dieses Mal von Paula
Freundlich selbst. Sie, als 13-Jährige. Mit dem Koffer in einer Hand winkt sie ihrer Familie noch einmal zu, bevor sie mit einem Kindertransport nach England fährt. Ihre Familie sah sie nie
wieder. Ihre Eltern und die fünf Geschwister fielen dem Holocaust zum Opfer.
Nun ist sie zurückgekommen für einen Besuch, gemeinsam mit drei ihrer Kinder und drei Enkeln, um bei der Ausstellungseröffnung dabei zu sein, dabei zu sein, wenn für sie und ihre Familie
Stolpersteine im Pflaster vor dem Haus verlegt werden, in dem sie ihre Kindheit verbrachte, und um die Menschen kennen zu lernen, die sich in Rehburg-Loccum dafür einsetzten, dass bleibende
Erinnerungen an ihre Familie und andere jüdische Mitbürger in die Stadt kommen.
13 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in Rehburg und Bad Rehburg verlegt, vor vier Häusern, in denen Juden lebten, die Opfer der Nazis wurden. Ein kleiner Baustein innerhalb des Kunstprojekts von Demnig sind diese Steine nur: mittlerweile, so erzählt er beim Abendessen in kleiner Runde, habe er 48.000 solcher Steine in 18 Ländern gesetzt. In dieser Vielzahl an Leid, an das er erinnern machen wolle, seien die acht Steine für die Familie Freundlich etwas Besonderes für ihn gewesen. Besonders auch, weil Paula Freundlich bei der Verlegung des Steins für sich selbst dabei gewesen sei und besonders, wegen der großen Anteilnahme der Bevölkerung und des stimmigen, würdigen Rahmens, in den der Arbeitskreis die Verlegung gebettet habe.
Zwei Elemente sind in den zahlreichen Reden und Ansprachen immer wieder zum Ausdruck gebracht worden. Das eine bezieht sich auf den Titel der Ausstellung „Sie waren Nachbarn“. Menschen, die heute
noch Nachbarn sein könnten, wenn sie nicht verfolgt worden wären, geflüchtet, deportiert oder ermordet. Das andere, was betont wurde, fasste Kurt Calder-Freundlich in einer kurzen Ansprache
treffend zusammen: die Bedeutung solcher Initiativen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: „Menschen, die sich kümmern, helfen uns, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, helfen uns,
das Beste aus unserer Gegenwart zu machen und helfen uns, eine bessere Zukunft für unsere Kinder zu gestalten.“
Stolpersteine liegen nun in Rehburg in der Heidtorstraße 28 für Frieda Schmidt, in der Mühlentorstraße 14 für die Geschwister Max und Emmy Goldschmidt und in der Mühlentorstraße 26 für das
Ehepaar Jeanette und Jakob Löwenstein. In Bad Rehburg liegen die Steine für Else und Siegmund Freundlich sowie ihre Kinder Werner, Paula, Kurt, Heinz Wolfgang, Gerda Irmgard und Ruth Ilse vor der
Alten Poststraße 13.
Fotos der Stolpersteinverlegung finden Sie in der Bildergalerie 2014.
Heidtorstraße 1
31547 Rehburg-Loccum
Tel.: (0174) 9139598
arbeitskreis@stolpersteine-rehburg-loccum.de
Arbeitskreis Stolpersteine Rehburg-Loccum
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