„Irgendwie anders“ – Literatur, die ihnen zu diesem Titel in den Sinn gekommen ist, haben sechs Rehburg-Loccumer im „Bad Rehburger Winterforum“ vorgelesen. Von der Vielschichtigkeit des
Andersseins hat die Lesung einen kleinen Eindruck vermittelt.
In eine andere Wirklichkeit, in der Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat, entführte Alexander Rode die Zuhörer in der „Romantik Bad Rehburg“. Protagonistin wie auch Autorin des Buches
„Zerbrochener Mond“, das er ausgewählt hatte, sind Legasthenikerinnen – damit anders als die meisten anderen und in einer Welt gefangen, die Anderssein nicht hinnimmt. Das Bedrohende durch das
Anderssein hatte Rode sich zum Thema gewählt – ganz andere Aspekte sollten noch folgen. Zuvor jedoch, bevor sechs Leser nacheinander am Lese-Tisch Platz nahmen, gab es ein Bilderbuch zur
Einstimmung, vorgestellt von Renate Lehmann, die auch durch den Abend führte. „Irgendwie Anders“ ist dessen Titel und auch der Name des Helden des Buches. Die Botschaft darin: Wenn mal jemand an
die Tür klopft, der wirklich sehr merkwürdig aussieht, dann sagen wir nicht „Du gehörst nicht dazu“, sondern rücken einfach ein bisschen zusammen. Das war in etwa auch die Botschaft, die der
Förderverein der „Romantik Bad Rehburg“ und der Arbeitskreis Stolpersteine Rehburg-Loccum mit der von ihnen veranstalteten Lesung transportieren wollten. Vom Anderssein der Kulturen, der
Lebensumstände, des Glaubens, anders aussehen, sich anders verhalten als es die Masse rundum tut, betroffen machen über die Reaktionen der Umwelt auf das Andere oder auch das Andere von der
humorvollen Seite nehmen – von jedem durfte etwas dabei sein. Was sie daraus machten, blieb den Vorlesern überlassen.
Ein Jugendbuch aus heutiger Zeit hatte Detlef Ritter mit „Tschick“ gewählt. Ein Stakkato der Erlebnisse eines jugendlichen Ausreißers auf der Dienststelle einer Autobahn-Polizeistation folgte –
um Schilderungen Rafik Schamis aus seinem Heimatland Syrien zu weichen.
Kleinen Erlebnissen im Alltag stellte Gabriela Ritter aus Schamis Buch „Sophia“ Szenen von Verfolgung und Folter gegenüber. Vollkommene Stille herrschte nach der folgenden Lesung von Christiane
Weppner – „Die Hempelsche“, ein Buch über das Schicksal eines Kindes, das 1949 vor der Gaskammer umkehren durfte, hatte sie ausgewählt.
„Ein krasser Themenwechsel“, sagte danach Jens Notzke, als er auf die Bühne trat, um aus den „Känguru-Chroniken“ zu lesen – jener Geschichte über die Erlebnisse eines anarchischen Kängurus mit
seinem menschlichen Mitbewohner, die sich im Berlin unserer Zeit unter anderem mit Nazis und deren mangelhafter Kenntnisse der deutschen Sprache auf höchst amüsante Weise auseinander
setzen.
Humorvoll war auch der Abschluss des Abends – Hanns Dieter Hüschs „Außenseiter mit Irokesenfrisur“ hatte sich Dieter Hüsemann ausgesucht – und ließ Hüsch darüber sinnieren, was wohl der Jungen
auf der Bank auf dem Bahnhof mit dem Irokesen-Haarschnitt in 20 Jahren tun und wie er aussehen wird.
Zum Nachdenken wie auch zum Lachen hat der Abend angeregt, eine interessante Mischung vom Anderssein präsentiert – und für mehr Verständnis für Andere geworben.
am 25. November um 19.30 Uhr in der Romantik Bad Rehburg
Literatur vom Anderssein vorlesen – das ist die Aufgabe, die der Förderverein der ‚Romantik Bad Rehburg’ und das Rehburg-Loccumer Stolperstein-Projekt einigen Rehburg-Loccumern gestellt
haben. Innerhalb des Winterforums werden diese Rehburg-Loccumer ausgewählte Texte am Mittwoch, dem 25. November, 19.30 Uhr, in der ‚Romantik Bad Rehburg’ vortragen.
‚Irgendwie Anders’ – der Titel eines Bilderbuchs - ist die Initialzündung für die Lesung gewesen. Diese Geschichte erzählt von einem kleinen Wesen mit dem Namen Irgendwie Anders, das durch sein Anderssein von allen ausgegrenzt wird. Berichtet von seinen Versuchen, genau wie alle anderen zu sein, der Erkenntnis, dass das nicht funktioniert, und auch davon, dass das Anderssein nicht nur auf einer Seite beruht, sondern letztlich alle irgendwie anders sind. Die Aussicht, dass alle, die anders sind, zusammenrücken können, wird am Ende des Bilderbuchs beschrieben.
Texte von Autoren, deren Werke die Nazis 1933 verbrannten, standen bei einer ähnlichen Lesung des Winterforums im vergangenen Jahr im Mittelpunkt. Tragische Aspekte suchten sich die Vorleser seinerzeit ebenso aus, wie auch humorvolle Passagen – ähnlich sollen es die Vorleser dieses Jahres handhaben. „Wir wollen eine Lesung gestalten, die durchaus zum Nachdenken anregt“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins der ‚Romantik’, Dieter Hüsemann. „Das heißt aber nicht, dass sie nur von schwerwiegenden Themen bestimmt wird.“ Gemeinsam mit Renate Lehmann, die im vergangenen Jahr selbst auf der Bühne saß und aus Tucholskys Werken las, bereitet er die Lesung vor.
Ausgrenzung werde ein Thema sein, sagen beide. Ausgrenzung, die zur Zeit des Nationalsozialismus an einigen Gruppen festgemacht worden sei. Ausgegrenzt werde in der gelebten Wirklichkeit aber auch heute noch. Beispiele in der Literatur sind keine Mangelware. Dem entgegen sollen aber auch Beispiele stehen, die heute unter den Begriff Integration fallen, die gerne auch frech oder lustig sein dürfen, sarkastisch oder überdreht, die voller Leidenschaft daher kommen können oder ganz pragmatisch dargestellt sind. Die Auswahl wird, wie gesagt, den Vorlesern überlassen.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Ein Hut wird zum Ende herumgereicht – der Erlös kommt je zur Hälfte dem Förderverein der ‚Romantik’ und dem Stolperstein-Projekt zugute.
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