Eine deutsch-jüdische Liebesgeschichte hat Dr. Jens Gundlach erzählt. Jiddisch – diese Sprachschöpfung, die überwiegend aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangen ist – war das Thema seines Vortrags in unseren Ausstellungsräumen.
Drei Motive habe er gehabt, den Vortrag auszuarbeiten, sagte Gundlach. Die Erinnerungskultur im Bezug auf das Judentum solle nicht immer und ausschließlich auf die Shoah begrenzt werden. Dem
Antisemitismus solle nicht nur defensiv entgegengetreten werden und auf diesem Weg biete das Jiddische eine gute Möglichkeit, sich mit dem Judentum auseinanderzusetzen. Außerdem, fügte er als
dritten Punkt hinzu, sei Jiddisch keineswegs eine tote Sprache, auch wenn die Nazis sie nahezu ermordet hätten – in New York beispielsweise werde jiddisch in großen Kreisen noch gelebt und der
rund 1.000 Jahre alten Sprache würden dort heutzutage moderne Wortschöpfungen hinzugefügt.
Was er daraufhin vor vollem Haus ausführte, war die Geschichte des Jiddischen – von ihren Anfängen, die im Zusammenhang mit der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem stehen, bis zu dem, wie
Jiddisch heutzutage gelebt wird. Die Tragik der Sprache begrenzte er dabei beileibe nicht nur auf die NS-Zeit. Nach 1945 habe allerdings eine Melancholie über der Sprache gelegen und sie habe
sich nicht mehr von der Shoah trennen lassen, sagte Gundlach.
Doch weit mehr noch als diese Melancholie stellte er in den Mittelpunkt seines Vortrags. Welche Begriffe im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch stammen aus dem Jiddischen? Da gibt es eine große Anzahl. Manche dieser Ausdrücke haben irgendwann auch ihre ursprüngliche Bedeutung gewechselt. Schmusen etwa bedeutet im Jiddischen „Erzählen“. Prägend in der jüdischen Kultur sind auch Spott und Humor – und an Beispielen mangelte es Gundlach nicht: „Alle Zähne sollen dir ausfallen. Bis auf einen. Für Zahnweh.“
Damit, wie auch mit einigen Liedern, ließ Gundlach das Liebenswerte, das Schelmische und auch das Großartige der jiddischen Kultur vor seinem Publikum auferstehen. Seinen ursprünglichen Plan, die
Lieder selbst anzustimmen, hatte er zugunsten zweier Musiker aufgegeben. Peter Neu und Karsten Henne, Mitglieder unseres Arbeitskreises, hatten sich stattdessen mit Gitarre und Gesang darauf
vorbereitet – so gut, dass beim abschließenden „Donna, Donna“ der überwiegende Teil des Publikums in den Refrain einstimmte. So wurde es ein Stück gelebte Erinnerungskultur, das jenseits der
Shoah in den Raum kam und den Titel „Eine deutsch-jüdische Liebesgeschichte“ wunderbar unterstrich.
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