Dieses Mal sind die Corona-Beschränkungen ein Glücksfall gewesen. Ohne sie hätten wir zur Lesung des Autors Heinrich Thies wohl kaum im Zelt des Piglet Circus sein können. Ein spannendes Zusammenspiel aus den Biografien der Geschwister Remarque, dem Gesang von Artistin Sarah Schwarz und der außergewöhnlichen Atmosphäre im Zirkuszelt hat Zuschauer und Protagonisten begeistert.
Die Schwere des Themas, das uns eigentlich beschäftigt, schwang an diesem Abend lediglich im Hintergrund mit: Die Hinrichtung von Erich Maria Remarques Schwester Elfriede Scholz im Jahr 1943 wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung, die doch wohl eher ein Exempel der Nazis sein sollte. Für das, was Elfriedes Bruder getan hatte mit „Im Westen nichts Neues“, diesem Buch über die Schrecken des Ersten Weltkrieges, das zu einem Bestseller geworden war.
Heinrich Thies hat Remarques Schwester aus dem Schatten des großen Bruders hervorgeholt, hat die Geschwister gleichberechtigt nebeneinandergestellt und ist ihren Biografien auf die Spur gekommen. Hier der reiche Erfolgs-Autor, der zur Nazi-Zeit in die USA flieht und sich in Affären und Alkohol verliert. Dort die kleine Schwester, die nicht nur stolz auf ihre florierende Schneiderwerkstatt ist, sondern auch das verinnerlicht hat, was ihr Bruder schrieb.
Das war der Spannungsbogen des Abends. Der ging jedoch über Thies Lesung und Erzählung zu den ungleichen Geschwistern immer dann hinaus, wenn Sarah Schwarz mit Songs von Marlene Dietrich ans Mikrofon trat. Der legendären Beziehung zwischen dem Autor und der Schauspielerin verlieh sie grandios Gesicht und Stimme mit „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Das, was Remarque das Lebensglück, seine Schwester das Leben kostete, sang sie zum Ende mit „Where have all the flowers gone“. Untermalt mit Gitarrenklängen des Argentiniers Nando Rodriguez, der mitten in der Lesung mit einem improvisierten Boogie auch auf spontane Eingebungen von Thies gekonnt einging.
Im Piglet Circus, der noch bis Sonntag, 11. Oktober, auf Loccums Schützenplatz gastiert, ist die Lesung wegen der Corona-Beschränkungen gelandet, weil die Demokratie-Werkstatt unseres Arbeitskreises im Rehburger Raths-Keller unter diesen Bedingungen nicht genügend Platz bot. „Weshalb kommt ihr nicht zu uns?“, fragte Sarah Schwarz. So entstand die Idee zu einem etwas ungewöhnlichen und sehr besonderen Abend, der auch dank der finanziellen Unterstützung des Landschaftsverbandes Weser-Hunte möglich wurde.
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