Der kurze Briefroman "Adressat unbekannt" von Katherine Kressmann Taylor (1903-1996) erschien bereits 1938 - unter einem männlichen Pseudonym. Es dauerte einige Zeit, bis der Name der Verfasserin publik werden konnte und noch weitaus länger, bis eine Übersetzung ins Deutsche erschien.
Das Büchlein enthält die fiktiven Briefe zweier Freunde und Geschäftspartner, Kunsthändler, die in den USA zusammengearbeitet hatten. Ihr Briefwechsel beginnt 1932, als der Deutsche Schulse nach Deutschland zurückkehrt. Sein jüdischer Partner und Freund, Eisenstein, bleibt in den USA.
Schulse wandelt sich schnell und zielstrebig zum glühenden Nationalsozialisten - berufliche Vorteile inklusive. Eisenstein ist zunächst konsterniert, wird angesichts der zunehmenden Rechtfertigung der nationalsozialistischen Gräuel durch Schulse aber kritisch und appelliert flehentlich an die liberale Haltung, die er in seinem Freund immer noch vermutet.
Er täuscht sich, wie ihm spätestens mit dem Tod seiner Schwester vor Augen geführt wird: Schulse wird mitschuldig an diesem Tod der jüdischen Frau und damit nicht genug: Gefühlskalt verbucht er ihn als Gestehungskosten der neuen wunderbaren Welt des Nationalsozialismus…
Kressmann Taylor zeichnet in den Briefen die politische Entwicklung in Deutschland und die persönliche Entwicklung der beiden Freunde nach.
„Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben…“, resümiert Elke Heidenreich in ihrem Nachwort zu „Adressat unbekannt“.
Es lesen: Florian Schwarz und Marco Wagner.
Dienstag, 18. April 2023, 19 Uhr, Geschichtswerkstatt Arbeitskreis Stolpersteine
Heidtorstraße 1 in Rehburg (Gebäude des Raths-Kellers, linker Eingang)
Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
Vielen Dank an Marco Wagner und Florian Schwarz für diesen beeindruckenden und eindringlichen Abend!
Heidtorstraße 1
31547 Rehburg-Loccum
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