"Weil wir zusammen gedacht haben"

 Es hat bereits Tradition: Zum Ascher-mittwoch laden wir mit Pastor Florian Schwarz zu einem Kulturgottesdienst ein. Besinnung zum Beginn der Passionszeit. Am Mittwoch, 22. Februar 2023, 19 Uhr, wird der Saal der Romantik Bad Rehburg zum Gottesdienstraum. Im Mittelpunkt steht der Briefwechsel, den Helmuth James Graf von Moltke aus dem Gefängnis heraus nahezu täglich mit seiner Frau Freya führte.

 Moltke studierte Rechts- und Staatswissenschaften. Nach bestandenem Examen verzichtete er darauf, Richter zu werden, da er der NSDAP hätte beitreten müssen. Stattdessen wurde er Rechtsanwalt in Berlin. Als Anwalt für Völkerrecht und internationales Privatrecht konnte er einerseits Juden und anderen Opfern des NS-Regime helfen und andererseits Auslandsreisen unternehmen, um Kontakte zu pflegen.

 Auf seinem Gut in Kreisau sammelte er Menschen um sich, die von den Nazis später als Kreisauer Kreis bezeichnet wurden. Evangelische und katholische Christen, Sozialdemokraten und Adlige. Gemeinsam dachten sie darüber nach, wie Deutschland nach dem Zusammenbruch der Nazidiktatur aussehen könne. Ein Attentat wie das des 20. Juli lehnten sie ab. Die Kreisauer gingen davon aus, dass Unrecht nicht auf ewig Bestand haben könne.

 Im Januar 1944 wurde Moltke von der Gestapo verhaftet. Der Vorwurf: Er und seine Mitstreiter hätten darüber nachgedacht, wie ein sich auf sittliche und demokratische Grundsätze zurückbesinnendes Deutschland in einer Zeit nach Hitler entstehen könne. Für die Nazis ein todeswürdiges Verbrechen. „Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben“, schrieb Moltke aus dem Gefängnis an seine Frau.

 Die Briefe, die die beiden sich schrieben, sind erhalten geblieben. Ein stiller Gottesdienst zwischen zwei Menschen, der nicht mit Segen, sondern dem Tod am Galgen endet.