Schaumburger Nachrichten, 10. Dezember 2013
Rehburg-Loccum. Rehburg-Loccum soll Stolpersteine bekommen. Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadt hat die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen entsprechenden Antrag an den Stadtrat eingereicht.
Ruth Freundlich war fünf Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihren Eltern und vier ihrer Geschwister am 31. März 1942 nach Warschau deportiert und bald darauf ermordet wurde. In den fünf Jahren davor lebte sie in Bad Rehburg.
Um an die kleine Ruth zu erinnern, an ihre Eltern, ihre Geschwister und an zahlreiche andere Opfer des Nationalsozialismus aus der jüdischen Gemeinde in Rehburg, hat die Fraktion von ‚Bündnis 90/Die Grünen’ einen Antrag auf Verlegung von Stolpersteinen an die Stadt gestellt. Der deportierten und .ermordeten Menschen soll mit diesen Steinen gedacht werden. Ihre Namen, Geburtsdaten, der Zeitpunkt der Deportation und – soweit bekannt – auch Angaben zu ihrem späteren Schicksal sind in die Steine eingraviert, die in das Pflaster vor den Häusern gesetzt werden.
„In Rehburg gab es eine Synagoge“, erzählt Heinrich Lustfeld, „und viele Menschen jüdischen Glaubens lebten in Rehburg und Bad Rehburg, als die Schrecken des Nationalsozialismus begannen. Von all den Menschen ist nur eine Frau aus den Konzentrationslagern zurückgekehrt.“ Lustfeld hat das Projekt bei den Grünen initiiert. Der Aktenordner, in dem er Informationen sammelt, die er aus Büchern und Dokumentationen geholt hat, in dem Notizen zu Gesprächen mit Menschen sind, die sich noch an jene Zeit in Rehburg erinnern, füllt sich stetig. Stück für Stück sammelt er Erinnerungen – um die Erinnerung an die Menschen, die zum Leben in der Stadt dazu gehörten, die ein Teil von ihr waren, lebendig zu halten. Aber auch, um zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit anzuregen und die Stolpersteine eine Mahnung für die Zukunft sein zu lassen.
Gemeinsam mit Annekatrein Kleine aus Winzlar und Wolfgang Völkel aus Loccum trifft der Rehburger Vorbereitungen für das, was sich entwickeln soll, wenn der Stadtrat in seiner Sitzung kurz vor Weihnachten – „Hoffentlich“, wie er meint – grünes Licht für die Verlegung der Stolpersteine gibt. Für Oktober 2014 ist diese Aktion zwar erst geplant. Der lange Vorlauf sei aber nötig, erklärt Lustfeld – weil der Künstler Gunter Demnig, der die Steine verlegt, rechtzeitig gebucht werden müsse, weil die Spurensuche viel Zeit erfordere und weil auch noch andere Aktionen die Stolperstein-Verlegung begleiten sollen.
Ein Erzählcafé plant die kleine Gruppe, bei dem alle zu Wort kommen können, die sich selbst erinnern, Erlebnisse zugetragen bekommen haben oder sich auch einfach nur in dem Projekt engagieren wollen. „Die Initiative geht zwar von den Grünen aus“, sagt Völkel, „wir wollen die Gruppe aber für alle Interessierten öffnen.“ Die Aufgaben seien so zahlreich, dass viele Helfer und Unterstützer notwendig seien.
Für Oktober, wenn die Stolpersteine verlegt werden, soll auch die Ausstellung „Stätten jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Nienburg und Diepholz“ in die ‚Romantik Bad Rehburg’ geholt werden. „Wir möchten diese Ausstellung aber um die Verfolgten aus Rehburg-Loccum ergänzen“, sagt Kleine. Ein Foto von der kleinen Ruth, die nur wenige Schritte entfernt von der ‚Romantik’ aufwuchs, werde dann sicherlich auch zu sehen sein. Außerdem sollten Vorträge angeboten werden – und weitere Elemente seien nicht ausgeschlossen. Der erste Schritt sei jedoch die Genehmigung durch den Stadtrat für die Verlegung der Steine – dann könnten die Vorbereitungen mit Nachdruck vorangetrieben werden.
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„Faktencheck zur NS Zeit für Schüler“
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Alte Synagoge Petershagen
Ehem. Synagoge Stadthagen
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