Else Busack, * 1896

15. Dezember 1941 ins Ghetto Riga deportiert
1. Oktober 1944 ins KZ Stutthof deportiert
Todestag unbekannt

Stolperstein:
Alte Poststraße 13, Bad Rehburg

Die Jüdin Else Busack wurde am 27. April 1896 als Else Cohn in Windheim (Landkreis Minden) geboren. Ihre Eltern waren der Viehhändler Lebrecht Cohn und seine Ehefrau Dina Cohn, geborene Markussohn. Else hatte zwei Töchter. Am 14. November 1919 gebar sie ihre erste Tochter Grete, die ein uneheliches Kind war. Nach ihrer Hochzeit vom 20. September 1924 mit dem Händler Erich Busack zog sie zu diesem nach Bergkirchen (Landkreis Schaumburg). Ihrer beider Tochter Herta wurde dort am 10. Juli 1926 geboren.

 

Familie:

 

In Bergkirchen lebte Else zunächst mit ihrem Mann und ihrer Tochter Grete allein in einem Haus, zog dann mit ihnen in das Haus ihrer Schwiegereltern Julius und Jeanette Busack, ebenfalls in Bergkirchen. Während Julius Busack 1941 in Bergkirchen starb, wurde Jeanette Busack im Juli 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie fünf Monate später ermordet wurde.

Elses Mann Erich wurde ein Opfer der T4-Aktion der Nazis. Nachdem er im Juli 1939 wegen psychischer Probleme zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf eingewiesen worden war, wurde er im September 1940 von dort in die Tötungsanstalt Brandenburg gebracht, wo er ermordet wurde.
Elses Töchter Grete und Herta wurden gemeinsam mit ihr am 15. Dezember 1941 von Hannover in das Ghetto Riga deportiert. Während Grete 1943 gemeinsam mit ihrem im Ghetto geborenen Sohn Gideon nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde, war für Else und ihre Tochter Herta die nächste Station ihres Leidensweges im Oktober 1944 das Konzentrationslager Stutthof. Beide haben nicht überlebt, ihre Todestage sind unbekannt.

Erinnerungen und Schicksal:

 

Einige Briefe aus dem Jahr 1939 geben ein wenig Aufschluss über das, was in Elses Leben und dem ihrer Familie in jener Zeit geschah. Noch ein wenig mehr haben wir aus der Patientenakte ihres Mannes Erich Busack aus der Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf erfahren können. Andere Erinnerungen an diese Frau, die im Alter von 48 Jahren ihren letzten Weg ins Konzentrationslager Stutthof antrat, konnten wir nicht finden. Lediglich Melderegister geben Auskunft darüber, wo Else zu manchen Zeiten ihres Lebens ihren Lebensmittelpunkt hatte.


Geboren und aufgewachsen im kleinen Windheim war der erst große Umbruch in Elses Leben vermutlich die Geburt ihrer Tochter Grete in 1919. Else war damals 25 Jahre alt – und nicht verheiratet. Wir vermuten, dass Grete in Osnabrück geboren wurde, weil sie ein uneheliches Kind war – weit weg von allem Gerede, das solche Schwangerschaften in Nachbarschaften nach sich ziehen.

 

Fünf Jahre später, im September 1924, heiratete sie dann doch noch: Den Kurzwarenhändler Erich Busack aus Bergkirchen. Sie zog mit ihrer Tochter Grete zu ihm. Zunächst lebten sie zu Dritt in einem Haus in Bergkirchen und zogen, vermutlich wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, irgendwann in den folgenden Jahren in das Haus ihrer Schwiegereltern, ebenfalls in Bergkirchen. Elses Mann Erich betrieb in dieser Zeit ein fahrendes Gewerbe mit Kurzwaren – mit einem Fahrrad war er unterwegs und klopfte an Türen.


Elses und Erichs gemeinsame Tochter Herta wurde im Juli 1926 in Bergkirchen geboren.

Der nächste Wohnort der Familie wurde am 1. August 1932 die Gemeinde Hagenburg (Kreis Schaumburg). Den Grund für diesen Umzug kennen wir nicht, allerdings lebte Elses Vater Lebrecht Cohn bereits seit 1928 in dem Ort.

Im April 1937, wiederum fünf Jahre später, zog Else mit Erich und Herta nach Bad Rehburg in das Haus der jüdischen Familie Freundlich. Bad Rehburg ist eine Nachbargemeinde von Bergkirchen.
Wir gehen davon aus, dass Else in all diesen Jahren den Haushalt betreut hat und keiner weiteren Berufstätigkeit nachging. Mit ihrem Mann hat sie es vermutlich nicht immer einfach gehabt. Mehrfach wurde Erich in den Jahren 1921 bis 1927 verurteilt wegen Diebstahls und versuchten Betruges und saß auch eine Gefängnisstrafe ab.


Im Jahr 1935 sollte Erich zudem der Wandergewerbeschein entzogen werden, weil er sich „staatsfeindlich“ geäußert haben soll. Aus der entsprechenden Akte beim Amtsgericht Bückeburg geht hervor, dass Bürgermeister und andere Honoratioren Hagenburgs einlenkten. Der Grund dafür war vermutlich weniger, weil sie an seine Unschuld glaubten oder sein „Vergehen“ – er soll sich negativ über Hitler geäußert haben – als geringfügig erachteten, sondern vielmehr, weil sie befürchteten, künftig für den Unterhalt von Erich und seiner Familie aufkommen zu müssen.
Die Vermutung liegt also nahe, dass auch Else keinen leichten Stand in Hagenburg hatte, zumal in einer Zeit, in der Juden ohnehin schon zahlreichen Repressalien ausgesetzt waren. So dürfte der Wohnortwechsel nach Bad Rehburg für sie eine Erleichterung gewesen sein.

Inwieweit das Leben in Bad Rehburg anfangs leichter war, wissen wir nicht. Lediglich von Hertas Freundin, Paula Freundlich, haben wir Schilderungen bekommen, dass auch dort die Juden zunehmend weniger gut gelitten waren. Von direkten Auswirkungen auf die Familien Busack und Freundlich in den Tagen der Pogromnacht vom November 1938 wissen wir ebenfalls nichts. Auch nicht, ob die Männer der Familien womöglich zu jenen gehörten, die damals in Konzentrationslager deportiert wurden, wie es unter anderem den sechs männlichen Juden Rehburgs widerfuhr.

Hinweise haben wir dann aus dem Jahr 1939. Zunächst war dort die Sorge um ihre Tochter Herta. Deren Freundin Paula hatte einen Platz in einem der Kindertransporte erhalten, der jüdischen Kindern die Chance auf Flucht nach England bot. Für Herta gab es dort keinen Platz.


Ab Anfang März hatte Elses Mann Erich dann zunehmend mit psychischen Problemen zu kämpfen, die sich in erster Linie in Eifersucht äußerten. Seiner Frau soll er allerhand Verhältnisse mit anderen Männern angelastet haben, neben Streitereien führte das unter anderem auch zu tätlichen Angriffen Erichs auf seine Frau und zu Suizidversuchen Erichs. Gegen Ende März 1939 wurde Erich erstmals in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf eingeliefert. Erichs Aufenthalt in der Psychiatrie brachte Else auch wirtschaftlich in Schwierigkeiten, da nun kein Einkommen mehr vorhanden war. Daraufhin verdingte sie sich zeitweilig in Hannover in Haushalten, hielt sich aber nach wie vor häufig in ihrer Wohnung in Bad Rehburg auf.

 

Else wohnte in Bad Rehburg laut Melderegister bis zum 21. Oktober 1940, um dann nach Hannover zu ziehen. Kurz zuvor, im September 1940, war ihr Mann Erich in der Tötungsanstalt Brandenburg ermordet worden.

Wir gehen davon aus, dass sie dort zunächst in der Yorckstraße 7 lebte. Darauf gibt es Hinweise in der Patientenakte ihres Mannes Erich. Irgendwann ab September 1941 wird Else ebenso wie ihre Tochter Herta gezwungen worden sein, in die Ohestraße 8 in Hannover zu ziehen. Dort bestand über einen langen Zeitraum ein kulturelles und religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde Hannover – nun wurden dort die letzten noch in Hannover verbliebenen Juden zusammengepfercht. 
Ein Auszug aus der Website der Stadt Hannover zur Geschichte dieser Häuser in der Ohestraße:


„Im September 1941 wurden beide Häuser in der Ohestraße zu sogenannten „Judenhäusern“ bestimmt, in denen die noch in Hannover lebenden etwa 1600 Juden auf engstem Raum zusammengepfercht wurden, bevor sie in die Ghettos nach Riga, Warschau oder Theresienstadt und ins KZ Auschwitz abtransportiert wurden.“

 

Solch ein Schicksal stand auch Mutter und Tochter bevor. Am 15. Dezember 1941 kam Else gemeinsam mit ihren Töchtern Grete und Herta in einen Transport zum Ghetto Riga. 1001 Menschen aus Hannover waren in diesem Transport. Drei Tage waren sie in Viehwaggons unterwegs, bis sie in Riga eintrafen.

Von Riga wurde Else am 1. Oktober 1944 in das Konzentrationslager Stutthof – gemeinsam mit ihrer Tochter Herta - deportiert.
Dort, in Stutthoff, wurde Else Busack ermordet. Ihr Todestag ist unbekannt.

Wer in Hannover das Mahnmal für die ermordeten Juden der Stadt besucht, kann auch Elses Namen finden.

In Bad Rehburg, vor dem Haus mit der Anschrift „Alte Poststraße 13“ haben wir im November 2019 Stolpersteine für Else, ihre Tochter Herta und ihren Mann Erich verlegen lassen. Die Patenschaft für Elses Stolperstein hat die Kirchengemeinde Rehburg/Bad Rehburg übernommen.

Quellen:

- Website www.juedisches-leben.kommunalarchiv-minden.de

- Melderegister Gemeinde Hagenburg

- Melderegister Gemeinde Bad Rehburg

- Zeitzeugen, hinterlassene Briefe

- Bundesarchiv, Gedenkbuch

- Buch der Erinnerung: Die ins Baltikum deportierten deutschen Juden, Seite 778

- Patientenakte Erich Busack, Nieders. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 155 Wunstorf, Acc. 2004/065 Nr. 00126

- Website Stadt Hannover, Erinnerungsorte, Ohestraße 8

 

Heidtorstraße 1
31547 Rehburg-Loccum

Tel.: (0174) 9139598
arbeitskreis@stolpersteine-rehburg-loccum.de

Suchen

Spendenkonto

Arbeitskreis Stolpersteine Rehburg-Loccum
Sparkasse Nienburg
IBAN: DE54 2565 0106 0036 1924 09
BIC: NOLADE21NIB

Kooperationspartner

Weitere Tipps

„Faktencheck zur NS Zeit für Schüler“
www.ns-zeit-hannover.de

Alte Synagoge Petershagen

www.synagoge-petershagen.de

Ehem. Synagoge Stadthagen

www.stadthagen-synagoge.de

Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
pogrome1938-niedersachsen.de

Unser Arbeitskreis auf Youtube...

… und auf Facebook

zu unserer Facebook-Seite Stolpersteine Rehburg-Loccum