Am 23. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert
Todesdatum unbekannt
Selma Levy wurde am 17. Februar 1872 in Rehburg geboren. Sie wurde am 23. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Der Tag ihrer Ermordung ist nicht bekannt.
Selma Levy wurde in Rehburg als zweites der vier Kinder des Ehepaars Nathan Abraham Levy und Julie Levy, geborene Schiff, geboren.
Ihre ältere Schwester Jenny, geboren 1870, heiratete Moses Examus aus Horn/Lippe, mit dem sie drei Kinder bekam. Jenny starb im Dezember 1938. Das Todesdatum ihres Mannes ist nicht bekannt.
Jennys Tochter Erna wurde im Konzentrationslager Stutthof, Tochter Elli in Riga gemeinsam mit deren Tochter Ingrid ermordet. Jennys Sohn Alfred wurde in Rehmsdorf/Buchenwald
ermordet.
Von Jennys Bruder Max ist mit Ausnahme seines Geburtsdatums, dem 21. Dezember 1873, nichts bekannt.
Jennys jüngste Schwester Eliese, geboren 1875, starb als Säugling.
Zwischen 1910 und 1920 zog Selma Levy nach Freden im Landkreis Hildesheim zu dem Bankier und Tuchhändler Moritz Franck, der zudem Vorsteher der jüdischen Gemeinde Fredens war.
Selma wurde seine Haushälterin und Vertraute. Im Haushalt bekam sie Unterstützung von einigen „arischen“ Hausmädchen, denen 1936 jedoch Arbeitsverbot in diesem jüdischen Haushalt
erteilt wurde.
Am 10. November 1938 – im direkten Anschluss an die Pogromnacht – wurde Moritz Franck inhaftiert. Kurz darauf verkaufte er die Synagoge.
Moritz Franck starb am 28. August 1940, nachdem die Nationalsozialisten dem Diabetiker seine Insulin-Rationen auf die Hälfte gekürzt hatten.
Selma Levy blieb bis Anfang Juni 1941 in dem Haus in der Oberen Straße 102, das sie gemeinsam mit Moritz Franck bewohnt hatte.
Am 5. Juni 1941 registrierte sie sich als Bewohnerin eines Altenheims in der Brabeckstaße 86 in Hannover. Dieses Altenheim war ein Haus der Minna-James-Heinemann-Stiftung. Stiftungszweck war es, ältere, bedürftige und alleinstehende Damen der gebildeten Stände, vorzugsweise Hannoveranerinnen jüdischen Glaubens, in aufzunehmen und ihnen kostenlos Wohnung und Verpflegung bis an ihr Lebensende zu gewähren.
Wenig später, am 4. September 1941, änderte sich die Wohnsituation von Selma jedoch erneut dramatisch: Das Haus wurde enteignet, zum Massenquartier für 190 jüdische Menschen umfunktioniert und
weitere drei Monate später geräumt.
Selma wiesen die Nazis am 19. Dezember 1941 in ein Massenquartier in der Ohestraße 8 in Hannover ein, in dem nach einer vorangegangenen Deportation nach Riga Plätze frei geworden waren.
Dort konnte die mittlerweile 69-Jährige wiederum nur rund zwei Monate bleiben: Am 13. Februar 1942 wurde sie in die Israelitische Gartenbauschule in Ahlem überführt.
Selmas letzter Weg begann am 23. Juli 1942 mit der Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt, von wo sie zwei Monate später in das Vernichtungslager Treblinka geschafft wurde.
Der Tag ihrer Ermordung ist unbekannt.
Nur eine einzige Erinnerung an Selma Levy ist in Rehburg geblieben: Ihr soll der große Spiegel gehört haben, der über viele Jahrzehnte im Rehburger Bekleidungshaus Grote stand und den die Familie
uns zunächst als Leihgabe, mittlerweile als Schenkung für unsere Geschichtswerkstatt im Rehburger Raths-Keller zur Verfügung gestellt hat.
Dieser Spiegel, so erfuhren wir, gehörte der Familie Levy, als sie noch in dem Haus Mühlentorstraße 40 lebte.
Dieses Haus verkaufte Selmas Vater 1876 an die Familie Löwenberg. Selmas Großvater hatte es 1858 gekauft. Der Spiegel soll in dem Haus geblieben sein. Jahre später wurde er der Familie Grote
geschenkt.
Wohin Selmas Familie nach dem Verkauf des Hauses zog, ist uns nicht bekannt. Vermutlich war es ein anderes Haus in Rehburg, da uns berichtet wurde, dass Selma in den 1910er
Jahren fortgezogen sein soll.
Einen Stolperstein für Selma Levy wird es in Rehburg nicht geben, da ihre letzte freiwillig gewählte Wohnstätte in Freden war. Dennoch möchten wir an sie erinnern – als eine, die in unserer Stadt
geboren und ein Opfer des Holocaust wurde. Auch ihr Name soll hier nicht vergessen werden. Aus diesem Grund haben wir für unsere Ausstellung ein Plakat entwickelt, das an Selma erinnert: Selma,
die in Rehburg in ihren Spiegel schaut und darin die Hakenkreuz-Fahne sehen muss.
Sichtbar ist ihr Name aber auch für jeden, der an das Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers herantritt. Ihr Name ist einer von den 1.935 Juden, die dort in Stein gemeißelt sind.
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